Neulich in HH in der S-Bahn setzt sich mir gegenüber eine Frau mit ihrer kleinen Tochter und wickelt die Zweijährige aus dem Tuch. In die Nachbarsitzgruppe quetschen sich drei Jungs, ca. 5 bis 8 Jahre, jeder mit einem anderen digitalen Endgerät.
Die Kleine im Glitzerkleid versucht, sobald sie auf den Sitz gerutscht ist, mit ihrem gestreckten, nackten Fuß mein Bein zu berühren, ihr Blick dabei eher ernst denn fröhlich oder verschmitzt. Umgehend wird sie von der Mutter zurechtgewiesen. Die Mutter entschuldigt sich bei mir sehr streng, als erwarte sie eine böse Reaktion meinerseits. Ich lächele unter der Maske und sage, kein Problem.
Die Mutter schließt müde die  Augen.
Die Kleine streckt den Fuß sofort wieder aus und wir beginnen ein „Schafft mein Finger es, deinen großen Onkel zu berühren oder bist du zu schnell für mich oder traut dein Zeh sich etwa bis zu meinem Finger“ Spiel.
Ich übertreibe mein Lächeln unter der Maske, damit sie es zumindest erahnen  kann.
Das stille, konzentrierte Spiel geht so lange, bis der ca. fünfjährige Sohn der Mutter das Handy zurückgibt.
Die Mutter reicht das Handy an die Kleine weiter.
Unser Spiel endet, die Kleine bricht die Kommunikation mit der Außenwelt ab und tippt auf dem Bildschirm herum, es sieht nach YouTube aus.
Dann ist die S-Bahn am HBF, ich stehe auf und steige aus.
Die Kleine bemerkt es nicht einmal.


Dieser Text erschien zuerst 2021 im Blog:

Morgen fing ich an


... hat eine lange Vorgeschichte

Es gibt Spiele, die sind einfach Lieblingsspiele, das kennen sicher viele Autor:innen, die Spiele entwickeln.
Sie sind einfach Lieblingsspiele.
Auch wenn kein Verlag sie haben will.
Das Spiel, das nun als Monsterjäger - Das Kartenspiel bei Schmidt Spiele erschienen ist, war für Christoph und mich eines dieser Spiele.
Der Prototyp trug den Namen Katzentatzen, entstanden ist er 2016 ... vor mehr als sieben Jahren, wenn wir von heute zurückschauen.
Es gab verschiedene Versionen, wir konnten unsere Grundidee, ein tendenziell rabiates Spiel in der Tradition von SPITZ, PASS AUF! zu entwickeln, nicht loslassen.
Zu sehr gefiel uns das Katzenthema und auch die Beobachtung, dass die Spielenden ihre Hände wie Katzen auf den Tisch fallen und über den Tisch wandern ließen.

Aber: Kein Verlag wollte es.

  • Die Gestaltung gefiel (die Illus sind von mir ... und positive Rückmeldungen freuen mich natürlich)
  • Der Ablauf aber war einfach. Zu einfach
  • Es gab und gibt schon zu viele Spiele dieser Art
  • Für ein so einfaches Spiel allerdings war die Regel erstaunlich lang

Wir hörten die Kritik, wogen sie ab, veränderten Dinge ...
Kaum eine Spielregel haben wir im Prototypenstatus so oft verändert wie diese hier.
Wir blieben am Ball.
Spielten es bei unseren Treffen, versuchten unterschiedliche Versionen und holten es auch bei Verlagsterminen immer einmal wieder heraus und zeigten es.
Schließlich zeigten wir es Ende 2021 der Kinderredaktion von Schmidt Spiele.
Die war gerade auf der Suche nach einem Kartenspiel, dass in die Monsterjägerreihe passt.
Und so kam es, dass aus den Katzen Monster wurden.
Und wir zu hören bekamen: Es ist noch nicht einfach genug.
So wurde die Spielregel noch ein paar weitere Runden in die Mangel genommen ... und nun ist das Spiel da, hurra!

 

Christoph und ich auf der Messe Spiel 2022


Funfact

Einem meiner Freunde, der bei einer der ersten Testrunden in der Kneipe mit von der fröhlichen Partie war, versprach ich ein Exemplar des veröffentlichen Spiels zum 50. Geburtstag. Nun hat er es bekommen ... nachträglich. Wir haben es in der Spielerunde zusammen gespielt und dann hat er sein Exemplar in Empfang genommen.
Er ist nun (2023) 55 Jahre alt.


Die Eckdaten

Monsterjäger - Das Kartenspiel
Verlag: Schmidt Spiele, 2022
Ein Spiel von Anja Wrede & Christoph Cantzler
Illustration: Kinetic/Janos Jantner

Presse & Stimmen

www.reich-der-spiele.de


Ein Nebenbeiprojekt

Seit einigen Jahren schreiben Thomas S. und ich uns kleine Alltagsbeobachtungen, zuerst per E-mail, dann per Signal
… nun probieren wir einen Blog aus, den wir in unregelmäßigen Abständen mit Texten füllen.

Ein Abo geht auch, auch, damit nicht wir, aber nicht nur wir selbst mitbekommen, wenn die/der jeweils andere etwas Neues eingetippt hat.

 
"Wie ein Überraschungsei, man weiß nie, wann ein neuer Text kommt und was es für ein Text ist",
sagte mir unlängst eine Freundin. 

Im Beitrag zum Bild geht es um ein Erlebnis, dass ich 2019 zur Messezeit in Essen hatte.
Allerdings ganz ohne Spiele …

Ich wünsche gute Unterhaltung unter:

 

Morgen fing ich an


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