Ohne Input geht es nicht

Ich bin gerne mit Menschen zusammen, ich tausche mich gerne aus und höre gerne zu.
Bisher habe ich dieses Jahr schon ganz schön viel von on- und offline Veranstaltungen mitgenommen.
Ich höre mir gerne auch Dinge an, die nicht direkt mit meinen beruflichen Projekten zu tun haben.
Immer wieder tauchen für mich neue Begriffe auf. Plötzlich scheinen sie Alle zu verwenden.
Oder jedenfalls die, in deren Welt ich gerade einmal wieder neu bin.

Foto: @ Klax Berlin gGmbH


Klassismus

Klassismus ist so einer dieser schweren Begriffe. Er schaut mich irgendwie bedrohlich und klobig an und es kommt mir immer noch vermessen oder unangebracht vor, ihn in meinen Zusammenhängen zu verwenden oder anzuwenden.
Auch im Rahmen des Themas Impostor-Phänomen, zu dem ich gemeinsam mit Katja Günther arbeite, tauchte der Begriff immer wieder auf.
Und so war ich glücklich, dass ich mich im Rahmen eines online Workshops über die MINT vernetzt Community damit auseinandersetzen konnte.
Mein liebstes Wort in dem Zusammenhang stammt von der Referentin Dr. Isabell Lisberg-Haag:
Klassenreisende.
Es beschreibt den Umstand, dass, wer z.B. die Herkunftsfamilie verlässt, um als erste Generation zu studieren, ja nicht nur in dem neuen Umfeld ankommt … sondern auch noch mit dem alten Umfeld umgeht und im besten Fall in beiden Umgebungen sicher kommunizieren kann.
Von den Impulsfragen, mit denen wir uns in kleinen Runden ausgetauscht haben, waren die Einstiegsfragen meine Liebsten:

  • Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, das jemand weniger Geld als du hatte?
  • Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, das jemand mehr Geld als du hatte?

Partizipation

Partizipation ist auch so ein Begriff, der irgendwann da war.
Und eigentlich sind die meisten Veranstaltungen, die ich mache, partizipativ, auch ohne die Vokabel.
Nun habe ich allerdings ein lang gehegtes Herzensprojekt in diesem Sinne umgestrickt. Denn im Herbst mache ich ein Projekt mit der Bibliothek Tempelhof-Schöneberg. Ursprünglich hatte ich geplant, es alleine umzusetzen und dann mit Kindern durchzuführen und dann an die Bibliothek zur weiteren Nutzung zu übergeben.
Nun wird es partizipativ - es gibt eine Vorfassung, und die Kinder sind auch bei der weiteren Entwicklung aktiv. Am Ende wird eine kleine Ausstellung stehen … und ein ausleihbares, kiezbezogenes Produkt. Weitere Infos folgen sobald wie möglich.


I am not a Robot

Als ich von dem Forschungsprojekt I am not a Robot gehört habe dachte ich: Oh, was für ein spannendes Thema:
KI in der frühkindlichen Bildung.
Wie soll das gehen?
In der KiTA?
So, dass Erzieher:innen sich an das Thema KI herantrauen?
Das wollte ich wissen und verstehen. Und so war ich Zuhörerin und Mitdiskutantin bei der Abschlusskonferenz.
Mitgenommen habe ich neben einem vielseitigen Austausch u.a.:
Nicht immer ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes identisch mit der Forschungsfrage.
So wurde das Thema KI in der frühen Bildung im Laufe des Projekts greifbarer und letztendlich in Form von Toolboxen umgesetzt, die sich mit den Aspekten von Technik beschäftigen, die für KiTA Kinder greifbar sind. Und die so gestaltet sind, dass sich auch nicht soooo technikaffine Erzieher:innen an das Thema herantrauen.


Foto: @ Klax Berlin gGmbH
Vielen Dank an die Veranstalter auch dafür, dass ich die Fotos hier nutzen darf.


Und sonst so?

CREATIVE MORNINGS

Eine meiner liebsten Veranstaltungsreihen ist das Format CREATIVE MORNINGS.
Es gibt sie in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt, das Prinzip ist immer gleich:

  • ein Monatsthema
  • ein Ort/ein Raum in einer Firma, in der Platz für ca. 80 Menschen ist
  • eine frühe Uhrzeit
  • ein Team, das alles Nötige regelt
  • eine Person, die einen Impulsvortrag hält, der wiederum etwas mit der eigenen kreativen Arbeit zu tun hat.

Ich schaue immer, ob ich es schaffe, meistens gehe ich gemeinsam mit Antje Hagemann. Für uns beide ist das ein besonderer Start in den Tag.
Über die Jahre gab schon viele tolle Vorträge, z.B. den von Nadine Roßa, ich mag ihre Arbeit, ihr Ausprobieren von immer neuen Formaten und auch ihre fröhliche, kompetente und zugwandte Art.
Gut gefallen hat mir auch der Vortrag von Hillary Alliston über Cartoons.
Nicht alle Vortragenden kommen aus den klassischen kreativen Berufen, das zeigt Max Heywood, der über Korruption und Kreativität gesprochen hat.

Nun wage ich es selbst. Am 29. September stehe ich dort und rede. Auf Englisch.
Darum habe ich mir erstmal eine neue Berufsbezeichnung erfunden: Creative Educationalist … ok, Spieleautorin bin ich ja auch noch, das wird dann auch im Impulsvortrag klar. An das Monatsthema „simplicitiy“ knüpfe ich über Beispiele aus meinen Spielentwicklungen an.
Anhand von 3 Beispielen will ich zeigen, dass ein Spiel, das einfach anmutet, viele Regeln in sich trägt und genau darum nicht immer leicht zu entwickeln ist.
Für die Entwicklung des Impulsvortrag habe ich noch etwas Zeit … er soll einfach sein, aber ich weiß schon, es wird nicht so einfach sein, ihn zu gestalten.


Bildquelle:
https://www.instagram.com/p/Cj42l5-I3SW/?igshid=YmMyMTA2M2Y=
Abgerufen am 29.04.2023.

 

Nach einer Unterhaltung über Fehler, die uns immer wieder passieren, beschlossen mein guter Freund TS und ich, etwas über genau diese Fehler zu schreiben. Sein Text kann hier nachgelesen werden. Denn er legte im Handumdrehen in unserem gemeinsamen Blog vor. Ich beeilte mich und zog noch am selben Tag nach! Oder war es noch der gleiche Tag?
Ohoh!
Mein ursprünglicher Text findet sich hier (nur der Einstieg ist verändert).
Meine Wiederholungsfehler möchte ich jedenfalls fürs Erste in drei verschiedene Bereiche einteilen.

1. Schreibfehler

Einen meiner ältesten Schreibfehler werde ich nicht los, obwohl mir die Regeln klar sind: DAS wird mit S geschrieben, wenn es durch dieses, jenes oder welches ersetzt werden kann.
Sätze mit DASS oder DAS nach dem Komma ohne Nachzudenken richtig zu schreiben, das funktioniert bei mir einfach nicht.

Den Begriff Auslautverhärtung kenne ich erst, seit ich mal eine Broschüre mit logopädischen Sprachtipps redaktionell betreut habe. Damals dachte ich schon: Oh, wusste ich das schon mal? Was für eine hilfreiche Regel: HUND hört sich wie HUNT an, aber die Mehrzahl verrät es: HUNDE sind weich am Ende. Also ist HUND richtig.
Diese Eselsbrücke brauche ich beim Standard.
Zum Standard gehört die Standardisierung, nicht die Standarte. Trotzdem ist das einer meiner Fehler, den Kollege Christoph in den geschäftlichen Mails zum Glück immer wieder entdeckt. Wenn ich ihm dafür jedes Mal ein Getränk spendieren müsste, hui, keine Ahnung, wie oft er sich schon auf meine Kosten hätte betrinken können. Das Beitragsbild über diesem Text zeigt, dass ich mich bei diesem Fehler durchaus in prominenter Gesellschaft befinde.

2. Linkshandfehler

Die Rucksacktheorie von Peggy Mcintosh finde ich ziemlich einleuchtend. Ich finde, sie passt nicht nur auf Rassismus, sondern ganz allgemein zu Gesellschaft und den Regeln, die die Mehrheit einer Gesellschaft bestimmt hat. Nur wer eben nicht zur Mehrheit gehört, hat mehr oder weniger große Probleme.
So ein Bereich ist in meinem Fall z.B. die Linkshändigkeit in einer rechtshändigen Welt. Ich habe großes Glück, denn zum einen wird Linkshändigkeit bei uns gesehen und zum anderen hatten meine Eltern ein Auge darauf, wurde doch noch mein Vater fies umgeschult.
Ich erinnere mich noch gut an einen magischen Laden in Hannover: Alles für Linkshänder. Was es da alles gab! Ich hatte nur die Minimalausrüstung: Füllfederhalter (Pelikano natürlich), Schere und Anspitzer.

Schlüssel drehe ich jedenfalls erst immer einmal falsch herum. Meine Wohnungstür hat ein Schloss, bei dem der Schlüssel in die andere Richtung als normalerweise gedreht werden muss – Rechtshändige Personen verzweifeln daran regelmäßig.

Bei Bohrmaschinen muss ich sehen, wie rum der Bohrer bzw. der Schraubaufsatz sich dreht, um zu verstehen, ob ein Bohrloch entstehen kann … oder eine Schraube fest- oder losgeschraubt wird. Ich kann es mir einfach nicht merken.

Meine Schwester hat mir mal einen tollen Gemüseanspitzer geschenkt. Er sollte sehr hübsche Gemüsenudeln erzeugen. Ich habs nicht hingekriegt!
Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass er den Gebrauch der rechten Hand erfordert.

In meiner Ausbildung dachte die Ausbilderin, meine Schere sei stumpf: „Na, Fräulein Frede, was haben wir denn hier wieder gemacht …“ sagte sie, weil sie mit meiner Schere keinen klaren Schnitt schneiden konnte. Die Schere war zwar eine Rechtshandschere, die mir Druckstellen an der linken Hand verursachte, aber ich hatte sie benutzen können … und die Schneidblätter waren durch meine Linkshändigkeit so abgenutzt, dass zwar ich, sie jedoch nicht damit schneiden konnte.

3. Konfliktauslösungsfehler

Angewohnheiten und Fehler dieser Kategorie haben es an sich, dass sie oft erst im sozialen Kontext bemerkt werden. Und eben nur, wenn das Gegenüber andere Angewohnheiten hat und plötzlich unangenehme Dinge passieren, die es vorher nicht gab.

Nicht, dass ich mich nicht bemühe, Gläser richtig zuzuschrauben. Ich vergesse es einfach.
Bei den ersten Unfällen und den prompt folgenden Wutausbrüchen meines damaligen Freundes wagte ich noch zu sagen:
„Wieso fasst du das Glas denn auch am Deckel an?“
Er hatte ja recht, Schraubdeckel sind zum Zuschrauben da.
Ich verstehe das ja auch und bemühe mich seither, Gläser immer richtig zuzuschrauben.
Aber manchmal vergesse ich es eben einfach.
Und es fällt mir nicht auf – ich fass Gläser ja auch nie am Deckel an.


Die ursprüngliche Version des Textes erschien zuerst 2023 im Blog:

Morgen fing ich an

Tja, wir wissen es nur zu gut:

Fehler passieren immer wieder, im Leben und auch beim Spielen.

Meistens sorgen Fehler beim Spielen für blöde Gefühle und haben auch noch negative Folgen. Z.B. rausgeworfen werden, Sachen abgeben müssen, nicht gewinnen oder eben verlieren.
Im Spiel Spitze Skizze von Christoph Cantzler und mir (Schmidt Spiele) kann es vorkommen, dass ALLES an einer Zeichnung falsch ist.
ALLES falsch heißt: Alle vier Elemente der Figur sind falsch gezeichnet. Es gibt 0 von 4 möglichen Punkten.
Aber: Anders als bei den meisten anderen Situationen ist das nicht schlimm.
Im Gegenteil. Es ist toll.
Denn es bedeutet in der Grundversion des Spiels, dass nun alles anders gezeichnet werden muss … und schon ist alles richtig!
Hier gibt es einen Einblick in die Entstehung des Spiels.




Neulich in HH in der S-Bahn setzt sich mir gegenüber eine Frau mit ihrer kleinen Tochter und wickelt die Zweijährige aus dem Tuch. In die Nachbarsitzgruppe quetschen sich drei Jungs, ca. 5 bis 8 Jahre, jeder mit einem anderen digitalen Endgerät.
Die Kleine im Glitzerkleid versucht, sobald sie auf den Sitz gerutscht ist, mit ihrem gestreckten, nackten Fuß mein Bein zu berühren, ihr Blick dabei eher ernst denn fröhlich oder verschmitzt. Umgehend wird sie von der Mutter zurechtgewiesen. Die Mutter entschuldigt sich bei mir sehr streng, als erwarte sie eine böse Reaktion meinerseits. Ich lächele unter der Maske und sage, kein Problem.
Die Mutter schließt müde die  Augen.
Die Kleine streckt den Fuß sofort wieder aus und wir beginnen ein „Schafft mein Finger es, deinen großen Onkel zu berühren oder bist du zu schnell für mich oder traut dein Zeh sich etwa bis zu meinem Finger“ Spiel.
Ich übertreibe mein Lächeln unter der Maske, damit sie es zumindest erahnen  kann.
Das stille, konzentrierte Spiel geht so lange, bis der ca. fünfjährige Sohn der Mutter das Handy zurückgibt.
Die Mutter reicht das Handy an die Kleine weiter.
Unser Spiel endet, die Kleine bricht die Kommunikation mit der Außenwelt ab und tippt auf dem Bildschirm herum, es sieht nach YouTube aus.
Dann ist die S-Bahn am HBF, ich stehe auf und steige aus.
Die Kleine bemerkt es nicht einmal.


Dieser Text erschien zuerst 2021 im Blog:

Morgen fing ich an


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